Spanien (2020)

Anreise

Samstag, 25.01. bis Sonntag, 02.02.2020

Der Start war für den 24.01. geplant. Am Tag schalte ich wie immer den Kühlschrank des Wohnmobils ein und muss feststellen, dass der Gas-Betrieb nicht funktioniert. Schnell mal gegoogelt und ein Video über die Reinigung des Brenners mit Druckluft angeschaut. Nach Entfernung der Brennerraum-Verkleidung versuche ich es ausgiebig mit einer Luftdruck-Spraydose, da ich keinen Luftkompressor habe. Leider ohne Wirkung.

Noch schnell in die Werkstatt

Am nächsten Morgen um 8 Uhr bin ich bei meiner Vertragswerstatt und nach einer halben Srunde ist alles erledigt. Der Monteur macht dasselbe wie ich, nur er verwendet einen Kompressor mit Luftdruckpistole. Er entfernt zusätzlich noch eine Sicherung im EBL. Die bewirkt, dass der Kühlschrank nicht aus Versehen im Stand mit der Batterie betrieben wird und dann schnell die Batterie leer saugt. Wieder was gelernt.

Durch diesen Defekt verzögern sich die Vorbereitungen so sehr, dass wir erst am nächsten Tag starten können. Unsere Freunde Christiane und Jürgen hatten uns zum Abschied zu einem üppigen Frühstück eingeladen. Wir haben keine Hektik mehr und schauen uns dabei noch das spektakuläre Ski-Abfahrtsrennen in Kitzbühel an. Um 14:30 sind wir endlich soweit und starten unsere Reise.

Neuen Stellplatz ausprobiert

Als erster Übernachtungsplatz ist der Fallerhof in Bad Krozingen eingeplant. Da wir aber das letzte Mal mit dem Abendessen nicht ganz zufrieden waren und nach dem Frühstücks-Schlemmen keinerlei Hunger verspüren, suchen wir während einer Pause nach einer Alternative. Auf meiner Google-Maps-Karte, wo ich viele Stellplatz-Empfehlungen anderer Wohnmobilisten eingetragen habe, werden wir fündig. So steuern wir in Ettenheim direkt neben der Autobahn das Caravan- und Freizeit-Center Ernst an, die vor dem Eingangstor einen kostenlosen Stellplatz für durchreisende Wohnmobile eingerichtet haben.  Der Start in den Urlaub ist geglückt und morgen wollen wir die Schweiz durchqueren.

Durch die Schweiz bei Nieselregen und Nebel

Für die Weiterfahrt wählen wir die Strecke durch die Schweiz von Basel nach Genf, weil wir die Maut bereits bei der letzten Reise entrichtet hatten. Wie schön ist es am Sonntag ohne LKWs auf der Autobahn unterwegs zu sein. Unsere Strecke heute bis Valence ist 600 km lang. Gut zu ertragen, wenn man durch die die Schweizer Alpen fährt. Das Wetter ist nicht so doll, Nieselregen und die Wolken hängen tief. Und als wir hinter Bern aus einem Tunnel rauskommen, überrascht uns voll der Nebel, so dass wir die Geschwindigkeit reduzieren müssen. Auf der Rückfahrt von Südfrankreich vor drei Monaten begleiteten uns noch schneebedeckte Gipfel, aber heute ist das alles verschwunden, selbst den Genfer See können wir nicht erkennen.

Für 220km stolze 68€ Maut

So eine Fahrt zieht sich dann doch in die Länge. Nach der französischen Grenze geht es abwärts weiter auf der mautpflichtigen Autobahn an Lyon vorbei bis kurz vor Valence. Hier fahren wir nach Eintritt der Dunkelheit auf einen Stellplatz in La Roche de Glun. Das war ein anstrenger Tag und für die französische Maut mussten wir 68,20€ entrichten, Ganz schön heftig, da wir wegen des Anhängers in Klasse 4 wie ein 3-achsiger LKW eingestuft werden.

Auf ans Meer

Heute wollen wir parallel zur Autobahn fahren, um Mautgebühren zu sparen. Im Rhonetal funktioniert das sehr gut, zumal sich plötzlich ein Begleitfahrzeug eines Schwerlasttransportes mit Warnleuchten vor uns einreiht. Wir fragen uns: Sind wir mit 12m Länge der Schwertransport und wer hat ihn geschickt? Auf jeden Fall läuft es reibungslos, der Gegenverkehr macht Platz und hält an.

Ab Nîmes wird es zäh und erst rund um Montpellier werden wir für 16km auf die kostenlose 4-spurige Autobahn geleitet. Was für eine schönes Gefühl wieder frei fahren zu können. Als heutiges Ziel hatten wir Narbonne Plage geplant, aber wir haben auf den Nebenstraßen doch zu viel Zeit verloren.

Auf dem Damm von Sète nach Agde

Ich hatte irgendwo gelesen, dass man mittlerweile auf dem Damm zwischen Sète und Adge mit dem Wohnmobil übernachten darf. Ob das stimmt, wissen wir nicht. Wir versuchen es mal. Und tatsächlich taucht in der Mitte des Dammes neben einem der vielen Kreisel ein ausgewiesener Parkplatz für Wohnmobile auf. Nicht nur wir sondern auch unser Hunde sind von den letzten beiden Tagen im Auto ziemlich geschafft. Also nix wie raus und ab an den Strand. Er ist breit, lang und leer. Cheevi ist begeistert und beginnt sofort rumzutoben, läuft im Kreis, den Strand rauf und runter und ist überglücklich. Die Nacht ist sehr ruhig trotz der Straße und der Eisenbahnlinie hinter unserem Parkplatz.

So richtig Maut gespart

Am Dienstag wollen wir so schnell und so weit wie möglich nach Spanien, egal was die Autobahn-Maut kostet. Unterwegs sehen wir die ersten schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen. Kurz vor der spanischen Grenze sollen wir für die 130km stolze 39,90€ Maut bezahlen. Ich will nun einen Trick ausprobieren, drücke den Rufknopf, begrüße nett die Dame im Callcenter, sage „Je suis un camping car“ und schon taucht ein neuer Preis auf dem Display auf: 20€. Ich bedanke mich und die Dame wünscht mir eine gute Weiterreise. Das hat sich mal gelohnt. Vorgestern war ich mit dieser Taktik leider nicht erfolgreich.

Spätzle Fritz

Wir rollen zügig weiter über Girona, Barcelona und Tarragona zu unserem geplanten Ziel dem Spätzle Fritz in Sant Jordi. Dies ist ein deutsches Restaurant mit einem großen Stellplatz inklusive Ver-/Entsorgung und Strom und wird gern von deutschen Durchreisenden genutzt. Wenn man dort ein Abendessen einnimmt, dann ist die Übernachtung kostenlos. Der Stellplatz ist gut besucht von jeder Art und Größe von Wohnmobilen. Das Essen finden wir überteuert.

Ein Stellplatz im Nowhere

Für Mittwoch haben wir ein festes Ziel, südlich von Valencia die Finca Caravana auf 700m Höhe. Das ist ein etwas alternativer Stellplatz von einem bayerischen Weltreisenden. Wir hatten im Netz schon viel darüber gelesen und wollten den Platz unbedingt testen. Die Temperatur ist im Laufe des Tages von 22 auf 14 Grad hier oben zurückgegangen.

Das riesige Gelände liegt irgendwo im Nichts am Rand eines Naturparks. Vor 10 Tagen lagen hier noch 20 cm Schnee und danach hatte es heftig geregnet. Der Platz ist noch im Aufbau und Franze, der Besitzer, hat noch viele Pläne. Er will hier eine Oase schaffen und hat bereits 800 Bäume gepflanzt. Franze ist sehr nett und bringt uns einen Begrüßungsteller, eine Geste, die wir bisher noch nicht erlebt hatten. Wir sind sehr angetan und wollen ein paar Tage bleiben.

Da es hier keinen Strom gibt und wir den Akku des Sauerstoffgerätes jeden Tag aufladen müssen, bietet uns Franze an, ihn über sein Solarpanel zu laden, um unsere Batterien zu geschonen. Für den Abend will Franze allen Gästen eine Meeresfrüchte-Paella kochen. Da sind wir gerne dabei. Da es etwas kühl ist, können wir nicht zusammen essen und Franze bringt jedem Wohnmobil eine Paella-Pfanne, die sehr sehr lecker ist. Wir sind pappsatt und überglücklich über soviel Gastfreundschaft.

Plötzlich wird es stockdunkel

Später entspannen wir uns auf dem Sofa im Wohnmobil und gucken Fernsehen. Kurz vor Mitternacht ist plötzlich alles dunkel. Die Stromversorgung ist zusammen gebrochen. Sicherung wieder rein, dann wiederholt sich dieser Prozess noch drei mal und wir beschließen mit einem unguten Gefühl ins Bett zu gehen.

Am nächsten Morgen ist es kühl im Wohnmobil. Kein Wunder, ohne Strom fällt die Steuerung für Heizung und Kühlschrank aus. Ich gehe nun dem Problem auf dem Grund und muss feststellen, dass unsere Batterien nur noch 11,7 Volt haben und unter 12 Volt wird die Stromversorgung abgeschaltet. Da haben wir ein echtes Problem. Kurzentschlossen hole ich den Stromgenerator aus der Garage, den wir uns für den Notfall angeschafft hatten. Heute kommt er erstmals zum Einsatz. Ich stelle ihn etwas abseits, um andere Camper nicht zu stören und stelle fest, dass er wirklich leise arbeitet. Die Aufbaubatterien werden in den folgenden Stunden wieder ganz aufgeladen und auch der Sauerstoff-Akku ist wieder voll.

Am Abend zündet Franze ein Lagerfeuer an und alle Gäste sitzen beisammen. Eine wirklich nette Runde bei Gesprächen bei Bier und Wein. Der Himmel ist sternenklar, also wird es kälter. Wir gehen gegen 9 Uhr zurück ins kuschelig warme Wohnmobil und gucken wieder Fernsehen. Dabei schaue ich immer wieder auf die Volt-Anzeige, die sich wieder gegen 12,0 Volt nähert. Bei 12,4 Volt schalte ich alle unnötigen Verbraucher ab, denn ich will unbedingt vermeiden morgen früh wieder stromlos zu sein. Wir werden wohl nach der Rückkehr neue Batterien anschaffen müssen und hoffen die nächsten 6 Wochen einigermaßen zu überstehen.

Wir werden Paten eines Feigenbaums

Um Franze beim Aufbau seiner Oase ein wenig zu unterstützen, übernehmen wir die Patenschaft für einen Feigenbaum. Franze produziert auch hausgemachte Marmeladen, da sind wir immer daran interessiert. So kaufen wir zwei Gläser mit blauer Feige,  Zwetschgen und Amaretto. Wir sind gespannt wie sie schmecken. Zum Abschied am Samstag erhalten wir noch eine Abschiedskarte mit persönlichen Worten. Wir werden gerne wiederkommen.

Auf zu neuern Ufern

Am Samstag brechen wir gegen Mittag zur letzten Etappe der Anreise zum Campingplatz Mar Azul in Balerma auf. Erst bunkern wir noch Lebensmittel und Getränke beim Aldi in Yecla. Die kostenlose Autobahn führt uns über Murcia und Almeria, dort wo die Landschaft zugepflastert ist mit Gewächshäusern aus Plastikplanen. Diese versorgen ganz Nordeuropa und vor allem Deutschland mit frischem Obst und Gemüse. Dieser Komfort hat leider auch seine Schattenseiten.

Da wir erst ab morgen unseren Stellplatz bekommen, übernachten wir auf dem Parkplatz und besuchen unsere Freunde auf dem Campingplatz, die schon auf uns warten. Nach einem herzlichen Hallo stoßen wir noch auf Gabys heutigen Geburtstag an.

Bevor wir am Sonntag um 12 Uhr unsere Parzelle belegen dürfen, wasche ich noch unser Wohnmobil in der campingeigenen Waschanlage. Es hat es wirklich nötig. Dann bauen Ove und ich das Küchenzelt mit Einrichtung auf. Anschließend gehen wir bei herrlcihem Sonnenschein ins campingeigene Restaurant mit Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada.

Wir sind angekommen und der Erholungsurlaub kann beginnen.