Spanien (2020)

Rückreise

Samstag, 14. bis Montag, 16.03.2020

Nix wie nach Hause

Am Morgen räumen wir die letzten Dinge ein und machen uns reisefertig. Erst noch in die Waschanlage den Dreck der letzten 6 Wochen vom Wohnmobil und vor allem den Scheiben zu entfernen. Dann noch den Smart aufladen und kurz nach 12 Uhr fahren wir los. Unser Ziel heute ist der freie Stellplatz in Cullera, das sind 475 km und die sollten wir schaffen. Auf der Autobahn befinden sich relativ wenige PKWs, aber unendlich viele Wohnmobile, die gen Norden unterwegs sind und es eilig haben als wenn der Teufel hinter ihnen her wäre.

Erste Übernachtung in Cullera

Den Parkplatz in Cullera lernten wir vor 4 Jahren bei unserer letzten Spanienreise kennen. Er gefiel uns damals, da er sehr groß ist und sich direkt am breiten Strand am Rand der Bebauung befindet. Wir haben keine Ahnung, ob es ihn noch gibt oder ob er mittlerweile wie so viele andere freie Wohnmobilparkplätze in Spanien von den Behörden geschlossen wurde.

Es ist halb 6 und schon von Weitem sehen wir eine große Ansammlung von Wohnmobilen. Wir atmen auf und hoffen jetzt noch einen freien Platz zu finden.  Es ist sehr voll, hier stehen Hunderte von Wohnmobilen in Reihen und z.T. auch kreuz und quer. Alle Klassen von Mobilen sind vertreten: Kastenwagen, 3,5-Tonner, große Mobile wie unserer, Luxus-Liner, alte Reisebusse und ausgebaute LKWs. Manche Leute sitzen noch draußen, viele andere sind schon im Mobil verschwunden. Alle möglichen Nationen sind vertreten, die Mehrheit Deutsche, aber auch viele Niederländer, Franzosen, Belgier, Briten, Schweden, Finnen, und, und, und. Eine bunte Mischung von europäischen Campern. Es sieht so aus, als ob viele schon länger hier wären. Wir finden schließlich einen Platz für unser Gespann mit der Absicht morgen ohne zu rangieren wieder weg zu kommen. Schnell gehe ich mit den Hunden an den breiten, leeren Strand, lass sie von der Leine und vor allem Cheevi ist überglücklich und tobt rum.

Ein langer Tag auf Achse

Am Sonntag morgen um 7 beginnen schon die ersten abzureisen und es werden immer mehr. Kurz nach 9 sind auch wir soweit und fahren erst mal zu einer Tankstelle. An der Säule kommt kein Sprit raus, ich guck mich um und erkenne einen Menschen hinter einem Nachtschalter, der mir zuwinkt. Er bittet mich, Einmalhandschuhe anzuziehen, die vor seiner Scheibe deponiert sind. Danach erst schaltet er die Säule frei. Die Bezahlung erfolgt über eine Schublade. Die Corona-Krise hat schon ihre Spuren hinterlassen.

Mit 80 über die Grenze

Die Autobahn Richtung Norden ist weiterhin von Wohnmobilen und LKWs gut befahren, PKWs werden noch seltener. Ich fahre per Tempomat 97 kmh und nachdem mich immer wieder Gespanne überholen, steigere ich die Geschwindigkeit immer mehr bis auf 105 im Laufe des Tages. Polizei ist weit und breit nicht zu sehen. Alle 3 Stunden machen wir eine Pause. An der Grenze zu Frankreich fahren wir mit 80 kmh durch ohne jegliche Kontrolle. So einfach haben wir uns das wirklich nicht vorgestellt. Wir kommen gut voran, das geplante Ziel Narbonne lassen wir hinter uns und fahren weiter bis zu einer Raststätte kurz vor Orange. 800 Kilometer haben wir bisher geschafft.

Übernachten oder weiterfahren

Es ist kurz vor 20 Uhr, Zeit die Tagesschau zu gucken, um zu erfahren wie die Situation in Deutschland ist. Wir erfahren, dass um 8 Uhr morgens die Grenze nach Deutschland geschlossen wird. Ist wird nicht eindeutig vermittelt, ob wir als Deutsche trotzdem einreisen dürfen, können uns aber eine Abweisung nicht vorstellen. Da so viele andere Nationen unterwegs sind, muss man mit großen Staus am Morgen rechnen. Wir überlegen hin und her, was wir machen wollen und entscheiden uns nach einer langen Pause fürs Weiterfahren, solange es meine physische Verfassung ermöglicht.

Weiter durch die Nacht

Die Autobahn zwischen Lyon und Dôle ist praktisch leer. Ich mache immer wieder kurze Pausen an der frischen Luft und fühle mich fit genug bis zur Grenze durch zu fahren. Ab Besançon wird die Autobahn wesentlich voller, viele französische PKWs sind dazugekommen, wo immer die hin wollen. Die Grenze ist mitten auf der Rheinbrücke und diese erreichen wir kurz nach 5 Uhr.

Großer Schreck an der Grenze

200 m vorher muss ich eine Vollbremsung machen, da der Verkehr ohne jegliche Vorwarnung plötzlich steht. Gaby schläft gerade auf dem Beifahrersitz, was für ein Schreck für sie. Da ich immer genügend Abstand halte, ist alles gut gegangen. Der Smart ist auf dem Hänger geblieben und kein LKW war direkt hinter uns. Man muss auch mal Glück haben. Lediglich ein Teil der Kaffeemaschine fliegt von weit hinten durch den Gang bis in die Fahrerkabine. Hinter der Brücke steht die Polizei, die vereinzelt Fahrzeuge anhält. Uns trifft es. Eine junge Polizistin fragt uns, ob es uns gut gehe und nach meiner freundlichen Bejahung dürfen wir weiterfahren. Wir haben es geschafft, zumindest vorerst.

Auf der Suche nach einem Schlafplatz

Wegen der hohen Benzinpreise in Frankreich, hatte ich bei der letzten Tankstelle nicht vollgetankt, sondern nur die nötige Menge bis kurz hinter der Grenze eingefüllt. Das war am Ende keine gute Idee. Unser Plan war klar, wir fahren bis zum Fallerhof in Bad Krozingen, dort kann man gut übernachten und vor der Weiterfahrt tanken. Die Realität war aber eine andere. Alle Autobahnparkplätze bis dorthin sind völlig überfüllt mit Wohnmobilen, die sich bis hinter die Grenze durchgekämpft hatten.

 

Am Fallerhof ist es nicht anders. Der Parkplatz ist total überfüllt und die Tankstelle ist geschlossen.  Es bleibt uns nichts anderes übrig als weiter zu fahren. Die Tankanzeige geht schon auf Reserve und es gelingt mir noch auf einem kleinen Autobahnparkplatz eine Lücke zu finden. Es wird schon langsam hell. Wir sind von der Fahrt noch ganz aufgekratzt und müde. Erstmal gönnen ich mir ein Bier, um etwas runter zu kommen. Wir versuchen zu schlafen, aber durch den immer stärker werdenden Verkehr wird es immer lauter. Nach einer guten Stunde wachen wir auf, trinken einen Kaffee, gehen mit den Hunden Gassi und suchen erst mal abseits der Autobahn in der Umgebung eine Tankstelle.

Endlose Suche nach einer Tankstelle

An der ersten kommen wir nicht ran, zu eng. Dann wieder zurück über die Autobahn ins nächste Dorf, aber da gibt es nur eine LKW-Tankstelle mit speziellen Tankkarten. Ich frage einen polnischen Sprinterfahrer, ob er mir seine Karte leiht gegen Bargeld. Er verneint, er dürfe das nicht. Mittlerweile zeigt die Tankuhr keine Reichweite mehr an, so wenig Diesel ist nur noch im Tank. Langsam sind wir verzweifelt und machen einen letzten Versuch immer mit der Gefahr auf freier Strecke liegen zu bleiben. Es geht weitere 11 km und 2 mal über die Autobahn und am Ende des nächsten Ortes finden wir endlich eine Tankstelle. Wir sind erleichtert und um eine Erfahrung reicher, immer genug Diesel im Tank zu haben.

Wir haben noch 300 km bis nach Hause. und lassen es ruhig angehen. Wir kämpfen uns durch den einen oder anderen Stau und erreichen kurz nach 14 Uhr endlich unser Zuhause. Wir sind unendlich froh nach 50 Stunden und 2.263 km, davon 1.785 km in einem Stück, gesund und heil angekommen zu sein. Diese Fahrt werden wir nie vergessen.