Spanien (2020)

Langzeitaufenthalt in Balerma - Teil 3

Dienstag, 25.02. bis Freitag, 13.03.2020

Die Höhlenwohnungen von Guadix

Nach zwei Tagen Pause steht am Donnerstag der nächste Ausflug an. Ziel ist das Höhlenviertel von Guadix. Dafür müssen wir die Sierra Navada durchqueren. Bei bestem Wetter geht es über Berja und Laroles auf einer kurvigen und z.T. engen Straße bis auf 2.000 Meter rauf zum Pass Puerto de La Ragua. Schnee befindet sich nur noch an schattigen Straßenrändern. Danach geht es wieder zügig runter. Straßenschilder empfehlen das Hupen vor den Kurven, da auch der eine oder andere LKW entgegen kommen kann.

Nicht lange, dann sehen wir tief unten eine Hochebene auf 1.100 m, auf der sich ein Komplex aus drei solarthermischen Kraftwerken befindet namens Andasol. Die Anlage hat eine Größe von 6 km², verfügt über 600.000 Parabolspiegel und wurde vor 10 Jahren in Betrieb genommen. Auf derselben Hochebene sind weiter östlich noch ca. 200 Windräder installiert.

Unten angekommen erblicken wir schon von weitem auf einem Hügel die Burg Castillo de Calahora am gleichnamigen Ort. Sie befindet sich in Privatbesitz und Teile der Burg können besichtigt werden.

20 km hinter Calahora fahren wir direkt in die belebte Stadt hinein ohne zu wissen, wie wir zu unserem Ziel dem Höhlenviertel kommen. Ich halte zum fotografieren an der Kathedrale an. Neben uns steigt gerade ein Einheimischer auf sein Mopped und so nutze ich die Gelegenheit ihn nach dem richtigen Weg zu fragen. Da es wohl nicht so einfach ist, den Weg zu erklären, bittet er uns einfach hinter ihm herzufahren. Und schon sind wir da.

Wir sind jetzt im Höhlenviertel, das heute noch von 4.500 Menschen bewohnt wird. Außer dem Eingang, einer Terrasse davor und dem Schornstein sieht man von außen von den Wohnungen nichts. Der Rest der Wohnung ist in den Tuffstein gegraben. Das hat den großen Vorteil einer konstanten Temperatur von 18-20° das ganze Jahr über und absoluter Ruhe. Die Wohnungen haben mittlerweile allen Komfort mit Strom, Wasser und Internetanschluss. Einige können von Touristen auch gemietet werden

Da das Informationszentrum bis 17:00 Mittagspause macht, empfiehlt uns eine Anwohnerin, für eine Spende eine naheliegende Privatwohnung zu besichtigen. Dieses Angebot nehmen wir gerne an und betreten die Wohnung von José.

Auf dem "Dach" von Josés Wohnung befindet sich eine Aussichtsplattform von wo aus man das ganze Viertel und die Stadt überblicken kann.

Auf den Rückweg wollen wir eine andere Strecke wählen. Wir fahren zunächst auf der Autobahn Richtung Almeria entlang unzähliger Windräder und biegen in Abla in die Sierra Nevada ab. Die Strecke ist gut ausgebaut bis kurz vor Ohanes, wo sie schmal und sehr kurvig verläuft. Auf diesem Streckenabschnitt gilt Tempo 30 und viel schneller kommt man da auch nicht voran. Wir bekommen tief unter uns ganz neue Landschaften zu Gesicht, atemberaubend. Ab Fondon läuft es wieder zügig, vorbei an Alcolea, Berja und Dalias. Kurz dahinter hat man einen Überblick der mit Gewächshäusern zugebaute Landschaft um El Ejido.

Andalusientag und Cheevis überdimensionaler Knochen

Am Freitag ist in Andalusien Feiertag, der Dia de Andalusia. An diesem Tag wird die erfolgeiche Abstimmung zur Unabhängigkeit Andalusiens aus dem Jahre 1980 gefeiert. Viele Spanier kommen mit der Familie zum Strand und viele fröhnen ihrem Hobby, dem angeln. Auch einige Kurzurlauber-Familien kommen mit ihren Wohnwagen auf den Campingplatz.

 

Wir feiern diesen sonnigen Tag mit grillen. Vor ein paar Tagen hatten wir ein großes dickes Steak gekauft. Es ist so groß, dass es für uns beide reichen sollte, Salat dazu und ein Baguette. Der Metzger hatte das Steak etwas schief abgeschnitten, was das Grillen etwas erschwert. Ich heize den Grill auf 280 Grad auf, grille 6 Minuten jede Seite und lasse das Fleisch weitere 10 Minuten ohne Flamme ruhen. Es schmeckt hervorragend und Cheevi hat anschließend auch was davon. Am nächsten Tag ist der Knochen verschwunden.

Es stürmt

Am Sonntag beginnt es zu stürmen und setzt sich bis Montag in verstärktem Maße fort. Wir bleiben beide Tage vorwiegend im Wohnmobil und müssen aus Sicherheitsgründen sogar die Satellitenschüssel einfahren. Da die Sonne scheint, wagen wir uns zwischendurch an den Strand, um das aufgewühlte Meer zu bestaunen.

Omnias erster Einsatz

Seit 5 Jahren fahren wir den Omnia-Backofen spazieren und am Sonntag kommt er erstmals zum Einsatz. Für alle die nicht wissen, was das für eine Art von Backofen ist, sei gesagt, es ist eine Art von Gugelhupf aus Metall mit einem Deckel und er wird auf dem Gasherd betrieben. Man kann damit tiefgefrorene Brötchen aufbacken, Äufläufe, Kuchen und ganze Hauptgerichte zubereiten.

 

Gaby hat dafür schon lange ein Rezeptbuch und heute probiert sie ihn erstmals aus und kocht Hähnchen-Keulen auf Ratatoille. Das Gericht gelingt und Gaby will in Zukunft weiter experimentieren.  Vor allem freue ich mich auf den ersten Kuchen und bin gespannt wann er kommt.

 

Später sitzen wir windeschützt in der Sonne und Cheevi genießt es zwischen meinen Beinen zu dösen.

Erst Kaffee, dann Rotwein

Am Montag wollten wir eigentlich einen Ausflug nach Nerja machen, aber der Sturm hält uns davon ab. Es wird nicht unser Tag. Beim Morgenkaffee fällt mir die volle Kaffeetasse um und ergießt sich über Tisch, Polster und den Boden. Problem auf dem Boden unter dem Tisch ist, dass es dort Heizungsschlitze gibt. Und was macht der Kaffee? Er fließt da natürlich rein. Nicht viel, aber das braucht trotzdem niemand. Eine Stunde später beschließe ich das Wohnmobil zu putzen, überall zu saugen, Tisch, Boden, Bad und alle Teppiche ausschütteln. Was soll man sonst vernünftiges an so einem Tag machen, einige Frauen auf dem Campingplatz gehen ihre Wäsche waschen, denn bei dem Wind trocknet sie schneller.

 

Am späteren Nachmittag schenkt sich Gaby ein Glas Rotwein ein. Und was passiert dann? Klar, es fällt um. Wieder über Tisch, anderes Polster und Boden. Jetzt ist endgültig klar, dass wir nach der Rückkehr erst mal sämtliche Polsterbezüge waschen müssen.

Nerja und der Balkon Europas

Am Dienstag lässt der Sturm etwas nach und so wollen wir den Besuch von Nerja nicht weiter aufschieben. Nerja liegt gut 100 km von uns entfernt in Richtung Malaga. Bekannt ist in Nerja durch seine schönen Altstadtgassen und dem Balcón de Europa, einer Aussichtsplattform mit Panorama-Blick über das Mittelmeer und liegt auf einem Felsvorsprung in 60 m Höhe über dem Meeresspiegel.

Bild von Manolo Franco auf Pixabay
Bild von Manolo Franco auf Pixabay

Wir fahren auf der Autobahn A7 und sobald wir Täler passieren, trifft uns voll der Wind, In Nerja parken wir in der Tiefgarage nahe des Balkons und gehen direkt dorthin. Diese Aussichtsplattform mit Panorama-Blick über das Mittelmeer liegt auf einem Felsvorsprung in 60 m Höhe über dem Meeresspiegel. Die Aussicht ist fantastisch und der ganze Platz mit seinen Palmen hat schon ein gewisses Flair. Der Balkon mit dem angrenzenden Platz ist ein beliebtes Ziel der Einheimischen, die dort abends flanieren bevor sie anschließend in einem der vielen Restaurants in der Altstadt zum essen gehen.

Anschließend gehen wir durch die Altstadtgassen, wo wir in einem toskanischem Lokal ein leckeres italienisches Tagesmenü essen. Es gibt Pasta, Nachtisch und ein Getränk für 10€. In solchen Lokalen mache ich gerne einen Test und spreche italienisch. Und tatsächlich, das Betreiberpaar stammt aus der Toscana. Nach dem Essen gehen wir zurück in Richtung Balkon und da der Wind nun auffrischt, fahren wir wieder zurück auf unseren Campingplatz. Wer sich mehr Zeit nimmt, sollte sich die nur wenige Kilometer entfernten Tropfsteilhöhlen (Cuevas de Nerja)  und den Aquädukt ansehen.

Auf dem Rückweg fahren wir einen großen Teil der Strecke abseits der Autobahn und auf der kurvenreichen Küstestraße. Die Strecke führt uns durch kleine Ortschaften und gibt uns schöne Ausblicke auf den felsenreichen Küstenstrich frei.

Die nächsten Tage stürmt es weiter bei herrlichem Sonnenschein. Am Donnerstag gehen wir zum 2. Mal zum Mittagessen ins nahe Restaurant Johanna, wo wir schon vor ein paar Wochen mit Ingrid und Ove waren. Wir können wegen des Windes diesmal nicht auf der Terrasse sitzen, sondern nur windgeschützt im Lokal hinter Scheiben. Es ist unglaublich, was man hier für 10€ bekommt. Guckt Euch die Menü-Tafel an, um einen Eindruck zu bekommen.

Am Abend kurz nach 7 Uhr beschert uns der Himmel ein wundervolles Schauspiel.

Cabo da Gata

Es ist Sonntag, der 8. März und wir haben noch eine Woche bis zu unserer Rückreise. Wir beschließen heute ans Cabo da Gata zu fahren. Da gibt es ein großes Naturschutzgebiet in den Bergen. Unser Ziel ist der kleine Ort Cabo da Gata, der im Sommer von vielen Badegästen besucht wird. Hier ist es sehr trocken mit lediglich 25 Regentagen im Jahr. Bei deser Gelegenheit wollen wir uns am Beginn der Promenade den freien Wohnmobilstellplatz ansehen und parken dort. Für uns wäre das kein Platz zum übernachten. Da es Sonntag ist, sind viele spanische Familien mit allen Generationen auf der Promenade unterwegs. Wir finden ein Lokal zum Verweilen und Tapas zu essen.

Nach dem Essen fahren wir weiter zum eigentlichen Kap mit seinem Leuchtturm und kommen an einem endlosen breitem Strand vorbei, an dem wir uns vorstellen könnten mit dem Wohnmobil mehrere Tage zu verbleiben, falls dies erlaubt ist. Am Kap ist die Straße zu Ende und von dort hat man einen schönen Blick auf Felsen im Meer, den Las Sirenas.

In der letzten Woche in Balerma halten wir uns nur noch am Campingplatz auf und genießen die warme Sonne. Am Dienstag kocht Gaby zum 2. Mal im Omnia-Backofen, es gibt gefüllte Paprikaschoten. Der Dieselpreis ist mittlerweile hier in Balerma auf sagenhafte 0,979€ abgestürzt.

COVID-19, die Pandemie beunruhigt uns

Wir verfolgen täglich die Nachrichten der in Europa beginnenden Corona-Pandemie. Die ersten Camper reisen vorzeitig ab und die Lücken auf dem Platz werden immer zahlreicher. Unter den Nachbarn tauschen wir über die aktuelle Situation aus. Viele machen sich nicht so große Gedanken und wollen wie selbstverständlich weiterhin hier bleiben, nach dem Motto "Wir haben Zeit und sitzen das aus". Langsam beginnen auch wir unruhig zu werden zumal Grenzschließungen schon im Gespräch sind. Wir haben über 2.200 km bis nach Hause und was ist wenn wir irgendwo stranden, weil eine der beiden Grenzen geschlossen ist? In einer solchen Situation malt man sich das Schlimmste aus. Also beschließen wir am Freitag nicht länger zu warten und bereits am folgenden Tag abzureisen. Was wir zu dieser Zeit noch nicht wissen, es sollte eine sehr anstrengende Fahrt werden.

 

Ich fahre nochmal nach El Ejido zum Auffüllen der Tankflasche und zum bunkern von Lebensmitteln. Beim Lidl ist die Hölle los und wie überall in Europa sind Toilettenpapier und Nudeln ausverkauft, hier zusätzlich noch Reis. Als ich um 15:00 zurück komme, beginne ich das Küchenzelt samt Inhalt abzubauen und in die Garage zu räumen. Der Abwassertank wird entleert, der Abwasserschlauch abgebaut und alles andere, was noch draußen ist, ebenfalls verstaut.